Fotoprojekt Zusammen

42 Manfred Kriegelstein Als ich mein Archiv nach geeignetem Bildmate- rial für das hier publizierte Projekt durchforschte, wurde mir wieder einmal bewusst welche sozial- psychologische und soziologische Bedeutung Fotografie haben kann. Schon durch die Fähigkeit „Zeit einzufrieren“. Die nebenstehende Aufnahme „Stadtgespräch“ stammt aus den Anfängen meiner fotografischen Laufbahn. Das Foto wurde in Berlin gemacht. Ich denke in der heutigen meist hekti- schen Zeit, ist eine solche Situation eher selten - zumindest in einer Großstadt. Damals funktioniert das „Update“ lokaler Nachrichten noch über das persönliche nachbarschaftliche „Klönen“ auf der Straße. Es heißt ja immer „die gute alte Zeit“ - was ja kei- nesfalls immer stimmen muss. Bei dieser Situation habe ich allerdings wirklich den Eindruck, dass hier noch eine soziale Harmonie im Sinne eines Miteinanders existiert. Man hat sich bei der persönlichen Kommunikation in die Augen ge- sehen und nicht auf ein Display gestarrt. Ich denke, dass auch der persönliche Zusammenhalt - um noch einmal einen Bogen zu dem Projekt zu schla- gen - stärker war als heute. Ich erinnere mich, dass ich bei der Arbeit an meinem Kreuzberg-Buch viele, nach heutiger Sicht bewundernswerte Situationen, erlebt habe. Zum Beispiel wie es selbstverständlich war, dass der türkische Hausmeister der Berliner Oma die Kohlen in den vierten Stock gebracht hat. Aber wie sagt man so schön: „Time changes ever- ything“

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