Fotoprojekt Zusammen

36 Uwe Hantke Zusammen gefangen Da stehen wir nun: Zusammen, aber wieder doch nicht zusammen. Jeder für sich und alle gemein- sam. Verschlossen, geschlossen, vereinzelt, nach Öffnungen und Schlupflöchern Ausschau haltend. In der Sehnsucht, dass sich die Türen und das be- kannte, liebgewonnene Leben wieder öffnen möge. Wofür alle Sorge tragen. Wenn sie sich nicht der Realität verschließen und geduldig bleiben. Eine Situation, die wir so alle noch nicht kannten und bald nur noch in unserer Erinnerung haben wollen. Wissend, dass was wir im Jahr 2020 erleben und ertragen mussten, vielleicht kein Einzelfall bleibt. Schon gar nicht in der von uns mitgeschaffenen, globalen Welt. Ds Containerlager am Rande Berlins ist für mich Sinnbild der gemeinsamen Vereinzelung und des abgeschottet Seins. Jeder der verschlossenen Container steht für sich und doch stehen sie zu- sammen. Manchmal mit Abstand zueinander, den Kontakt zueinander verlierend und langsam vor sich hin rostend. Die geschlossenen Türen lassen sich öffnen – noch. Und wenn diese Türen geöffnet werden, kann es wieder auf Reisen gehen. Rund um die Welt, nicht wissend, was bei der Rückkehr mitgebracht wird. Der Blick aus dem Fenster ist der sehnsuchtsvolle Blick in eine noch nicht erkennbare Zukunft. Und doch: Es gibt auch Positives und das versöhnt. Die aufgezwungene Isolation, die Einschränkungen haben neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Eine andere Sichtweise auf das, was wir für unverzicht- bar gehalten haben. Die Nutzung moderner Technik und Medien, um dennoch den Kontakt zueinander nicht zu verlieren. Das gibt Hoffnung, dass wir uns nicht zu sehr an Isolation und eingeschränktes Mit- einander gewöhnen und das „künstliche Koma“, in dem wir liegen, überwinden können.

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