DVF-Journal 11/2022

Seite 17 DVF-journal 11 | 2022 Länderspezial Ergebnisse der Landesfotoschau 2022 48 Stunden vor der geplanten Jurierung damit konfrontiert zu werden, dass der vorgesehene Jurierungsort wegen einer Corona-Erkrankung nicht zurVerfügung steht,ließ denAdrenalinspie- gel beim LV1-Vorstand deutlich ansteigen. Dass wir dennoch schnell einenAusweichort fanden, verdankten wir der unkomplizierten und erfolg- reichen Unterstützung von Michael Biedowicz, einem der Jury-Mitglieder der LaFo 2021. So fand sich die Jury also am 20.8.22 im Jurierungs- Ausweichquartier in Friedrichshain zusammen mit einigen fleißigen Helfern aber leider ohne Gäste ein. Das Platzangebot ließ eine größere Personenzahl leider nicht zu. Gegenüber dem für die Jurierung ursprünglich vorgesehenen Procedere erfolgte die Jurierung mit leicht ver- ändertem praktischen Ablauf, was jedoch der Jurierungsqualität keinen Abbruch tat.Nach Das Jury-Team: (v. li.) André Kirchner, Stefanie Sem- bill, Hartmut Faustmann und Maria Menze. LV1 goes SW UnserAngebot zur Diskussion rund um die SW- Fotografie in Serien nahmen 12 Mitglieder unse- res LV wahr.Alle waren nach einerAufwärmpha- se (im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei schwülwarmen 33°C lief so mancher Schweiß- tropfen) engagiert dabei, um sich mit Ursula Kelm (Dozentin für Photographie in Berlin und Mitglied der Deutschen Fotografischen Akade- mie), die wir als Expertin gewinnen konnten, auszutauschen. Ursula Kelm erläuterteAspekte, Sehenswert für Fotograf:innen Wurde die DDR nach derWende zunächst fast einhellig negativ beurteilt, kamen in den späten 90er Jahren zunehmend positive Beurteilungen auf.War der Perspektivwechsel bloße DDR- Ostalgie derWendezeit oder knüpfte er an tat- sächliche Bedingungen des DDR-Lebensalltags an? Der frisch angelaufene Film „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ spielt in der Spätphase einer ausgelaugten aber immer noch umAner- kennung ringenden DDR, nimmt aber den schmerzhaften Transformationsprozess bereits vorweg.DerVorstand des LV1 durfte im Rahmen einer Pressevorführung eintauchen in die Mode- welt und kreative Subkultur der späten DDR,die vielen von uns unbekannt ist. Es gab ihn tatsäch- lich,den Glamour in der DDR zelebriert von der Zeitschrift Sibylle und der Luxusmarke Exquisite. Wer da mitmischen wollte,musste sich anpassen. Es gab aber auch eine hochkreative Subkultur,die aus Duschvorhängen Mode zauberte immer kri- tisch beäugt von der Stasi. Die 18-jährige Suzie zur Fabrikarbeit verdonnert landet per Zufall auf dem Cover der Sibylle und darf bald Designer- kleider zur Schau tragen.Der Preis,den sie dafür zahlen soll, bringt sie in arge Bedrängnis. Ihr Freund der Fotograf Coyote macht rüber. Der schwule Rudi, Suzies unbeugsamer Mentor, der in allem Schlechten das Gute findet, wird in die Mangel genommen. Als alles verloren zu sein scheint, inszenieren die Kreativen ein Fest der Phantasie und zaubern aus dem Nichts eine Kol- lektion ins Rampenlicht, die es so nie wieder geben wird. Der Film feiert die Unbeugsamkeit der Frauen in der DDR.Die Fabrikarbeiterinnen wie die Modemacherinnen. Er feiert die Kreati- ven,die mit innerer Stärke und Humor widrigen Umständen trotzen und sich nicht unterkriegen lassen. Und er ist authentisch, denn Regisseurin Aelrun Goette wurde Ende der 80er Jahre selbst auf der Straße in Ostberlin als „Mannequin“ ent- deckt. Sie modelte für den VHB Exquisit und stand für die Sibylle vor der Kamera. Grit Sey- mour, Ute Mahler und Frank Schäfer schließlich waren beratend an der Produktion beteiligt.Wir wurden gut unterhalten und durften uns selbst kritisch hinterfragen mit vielen Einblicken in eine Welt,an die zu erinnern sich lohnt.Auch weil wir nicht mehr gewohnt sind, aus Nichts etwas zu machen.Weil wir die Freiheit für selbstverständ- lich halten, was sie nie sein wird. Der Film, der sich gerade für Fotografen lohnt startet bundes- weit am 6.10.22 in den Kinos. Der Trailer zum Film ist bereits zu sehen aufYoutube unter www.youtube.com/watch?v=UlnIpJgE8G0 oder einfach den QR-Code hier einscannen.Für unsere Mitglieder im LV1 verlosen wir 10 x 2 Freikarten.Bei Interesse bit- te eine E-Mail schicken an vorsitz@dvf-berlin.org Stichwort „In einem Land, das es nicht mehr gibt“. Christoph Linzbach die für Serien/Sequenzen beachtet werden soll- ten.Vor allem sollte immer die Frage imVorder- grund stehen, was mit einer Serie vermittelt werden soll. Dies wurde an den mitgebrachten SW-Serien geübt, wobei sich zu den Serien eine nicht in dieser Ausprägung erwartete Überein- stimmung zeigte.Es waren intensive 180 Minuten, die allen Hinweise für ihre Projekte,nicht nur für den in Kooperation zwischen dem LV1 und dem Magazin SCHWARZWEISS anstehenden SW- Fotowettbewerb lieferten. Uwe Hantke, 1. LVV knapp fünf Stunden intensiver Juryarbeit standen dann auch die Ergebnisse der Landesfotomei- sterschaft 2022 mit insgesamt 60 von der Jury ausgewählten und prämiertenWerken fest. In der Kategorie freiesThema erlangten 46Werke eine Annahme, 5Werke wurden mit einer Ur- kunde und weitere 2Werke mit einer Medaille prämiert. In der Sparte Serien mit deutlich we- niger Einsendungen konnten sich sieben Auto- ren überAnnahmen (4), Urkunden (2) und eine Medaille freuen. Der hervorragenden Jury dan- ken wir nochmals für die tolleArbeit, die tiefge- hende und angeregte Diskussion jedesWettbe- werbsbeitrags sowie die überaus konstruktive und partnerschaftliche Entscheidungsfindungen. Die Ergebnisse der Landesfotomeisterschaft 2022 können auf unsererWebsite unter www.dvf-berlin.org/seiten/lafo-2022 nachgelesen werden. Dort ist auch der Blätter- katalog der LaFo einsehbar. Der gedruckte Ka- talog ist für 10 Euro (8 Euro Schutzgebühr + 2 EuroVersand) verfügbar. Bestellungen an: vorsitz@dvf-berlin.org Uwe Hantke, 1. LVV Interessierte Diskussionsrunde. Foto: Uwe Hantke FILMTIPP

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