DVF-Journal 10/2022

Seite 10 DVF-journal 10 | 2022 HannaWirth, Deutsche Jugend-Fotomeisterin DFM 2022, Altersklasse 2 (17 - 20 Jahre), Fotoclub Obersulm Normalerweise schaue ich mir meine Bilder des letzten Jahres an,welche Bilder geeignet sein könnten.Diese fasse ich zu einerVorauswahl zusam- men, gehe diese durch und überlege, welche Bilder mir als am besten erscheinen.Bilder,bei denen mir Dinge auffallen,die besser sein könnten,fallen raus.Wenn zu viele in der Endauswahl verbleiben,frage ich Freunde,die Fami- lie oder Fotoclubmitglieder nach ihrer Meinung.Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in meiner Al- tersklasse kaum Makrofotos gibt. Da ich viel in die- sem Bereich unterwegs bin,wähle ich oft Markoauf- nahmen aus. Dennoch glaube ich, dass es nicht die „eine richtige Art undWeise” gibt,Wettbewerbsbeiträge auszuwählen und jeder seinen eigenen individuellenWeg hat und diesen verfolgen sollte. Nicht zuletzt gehört immer ein großes Stück Glück dazu. MarleneVolkery, Deutsche Jugend-Fotomeisterin DFM 2022, Altersklasse 1 (13-16 Jahre),Ochtruper Lichtmaler Welche Fotos am besten abschneiden, kann man vormWettbewerb ja leider kaum wissen, besonders weil man die Juroren nicht kennt.Aber wenn ich mir nach dem Fotografieren die Fotos anschaue,sehe ich schnell welche ich „aussortieren“ kann und welche ich beim Bearbeiten noch besser machen möchte.Aber nur, weil ich ein Foto bearbeite, heißt es nicht, dass ich davon zu 100 prozentig überzeugt bin. Ich reiche dann im Endeffekt nur die Fotos mit Chris Tettke, der uns Jugendlichen bei den Ochtruper Lichtma- lern glücklicherweise mit seiner Frau Steffi Her- mann zu Seite steht, ein, von denen ich, als Perfek- tionistin, sehr überzeugt bin.ChrisTettke gibt mir dann auch nochTipps, wobei die Entscheidung letztendlich bei mir liegt.Diese Methode hat sich zum Glück bis jetzt ja bei den letztenWettbewerben bewährt. Kosmas Lazaridis EFIAP/b,DVF-Direktmitglied, Essen Es ist immer die gleiche Frage,welches Bild sende ich zum freienThema ein? Ich mache das in der Regel vomWettbewerb abhängig. Ich schaue mir die vorherigenWettbewerbe an und überlege, welche meiner Er- folgsbilder dort wohl am besten passen könnten.Aus meinem Fundus suche ich gezielt Bilder aus verschie- denen Genres wie Landschaft, Menschen,Architektur, Tiere, digital Composing usw. aus. Das hat denVorteil, das meine Exponate nicht gegenseitig in Konkurrenz stehen. In derAbfolge sehen die Juroren verschiedene Werke,was meine Chance zurAnnahme oderAuszeichnung erhöht,aber keine Garantie darstellt. Oft benutze ich mein Bauchgefühl bei derAus- wahl der Exponate. Eines ist doch unbestritten, erfolgreiche Bilder im Bilderlotterie... A-Wettbewerb können im B-Wettbewerb direkt im Keller landen,immer abhängig wie Juroren ticken, welche Vorlieben sie haben und was aus ihrer Sicht ein gutes Foto ausmacht. Deshalb ist das, was ich bei der Vorbereitung zu einem freienWettbewerb mache, sicher kein besonde- rerTrick, sondern Intuition und Kenntnis in der Salonfotografie. Manfred Kriegelstein,MFIAP DGPh, Berlin Ist bei einem Fotowettbewerb einmal eine Bildidee erfolgreich, kann man sicher sein sein, dass bei den folgenden VeranstaltungenWerke dieserArt zuhauf eingereicht werden. Leider ist das keine Folge effekti- ver Schwarmintelligenz, sondern eher ein Ausdruck fotografischer Hilflosigkeit. Erfolg haben ohne eigene Ideen und Kreativität. Begünstigt wird dieses System durch die Struktur vonWettbewerben die durch Da- teien statt Fine-Art-Prints und Einzelbilder statt Kol- lektionen, Masse statt Klasse begünstigen. Erfahrene Juroren sind inzwischen natürlich auch genervt immer den gleichen Aufguss von bereits bekannten Bildern zu sehen. Eine gute Jury dürstet geradezu nach Neuem.Nutzen Sie das alsWettbewerbsteilnehmer aus. Schaffen Sie Neues. Entwickeln Sie eine eigene Handschrift, stehen Sie emotional zu Ihren Bildern und machen Sie sie dadurch einzigartig. Im besten Fall soll die Jury nämlich von den Bildern der Autoren lernen. Bei der Lektüre der Ausschreibungen zuWettbewerben mit „FREIEM“Thema und derAuswahl der Bilder die ins Rennen geschickt werden und Punkte oder sonst etwas holen sollen, stellt sich derTeilnehmer die Frage „WelcheArbeiten reiche ich ein,welche können am besten abschneiden“. Ein KI-Com- puterprogramm, das unter Berücksichtigung aller jemals er- folgreichen Bildern, schon imVorfeld eigene „Siegertreffer“ bestimmen könnte – gibt es zwar, aber – ist kein zielführender Weg.Wie also gehen Fotokenner vor,wie wählen sie ihreWett- bewerbsbeiträge aus,was denken sie dabei – haben sie „Tricks“. Das DVF-Journal hat erfolgreiche Fotografen gesprochen. RANDNOTIZ Wie wird man Deutscher Fußball-Meister? – Indem eine Mannschaft an 34Wochenenden guten Fußball spielt und meistens siegreich vom Platz geht.Wie wird man Deutscher Foto-Meister? – Indem man bei einemWettbewerb ein oder zwei Medaillen und ein paar Annahmen bei der Jurierung erreicht. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, möchte ich betonen, dass ich jedem Fotokolle- gen, der in den vergangenen Jahren den Titel erworben hat, von Herzen gratuliere.Aber das heißt nicht, dass das Procedere für immer in Stein gemeißelt ist. Eine Fußballmannschaft, die bei einem Spiel mit 7:0 siegreich vom Platz geht, sonst unentschieden spielt oder nicht antreten kann,wird nicht Deutscher Meister. Es kommt auf die Kon- tinuität an.Wäre es nicht gerechter, die Kriterien, die zur Deutschen Foto-Meisterschaft führen, etwas breiter und dadurch objektiver aufzustellen? Etwa: Deutscher Foto-Meister wird, wer die meisten Punkte bei allen bundesweitenWettbewerben in einem Jahr erreicht hat. Jury-Entscheidungen können subjektiv sein. Ein Foto, das einmal abgelehnt wurde, kann beim nächstenWettbewerb eine Urkunde oder Medaille erhalten. Ist nicht der Zweite bei der DFM, der viel- leicht nur einen Punkt weniger erzielt hat, bei anderenWettbewer- ben aber stets unter den ersten Dreien gelandet ist, und dadurch in einem Jahr deutlich mehr Punkte sammeln konnte als der DFM- Sieger, der eigentliche Deutsche Foto-Meister? Beim Oberstdorfer Fotogipfel hatte ich Gelegenheit, dieses Thema mit unserem Präsi- denten zu diskutieren, der diese Idee grob skizziert und entspre- chende Änderungen unseres Reglements für überlegenswert und diskussionswürdig gehalten hat.Liebe Fotofreunde,diese Zeilen sind keine Kritik an derVergangenheit, sie sollen ein Denkanstoß für die Zukunft sein. Lasst uns diskutieren. Hartmut Faustmann Die „Randnotiz“ im DVF-journal greift „Foto“-Nachdenkliches auf und soll gerne zur Diskussion anregen.Ihre Meinung ist willkommen – oder auch Ihre Notiz am Rande: presse@dvf-fotografie.de Der wahre Foto- Meister des Jahres? ABGEFRAGT

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