DVF-Journal 12/2021

Seite 10 DVF-journal 12 | 2021 Was sagen die Leser zum Thema Handy- fotos bzw. Wettbe- werbsbilder mit dem Smartphone? Foto (li.): „Selfi“ (Aus- schnitt) von Thomas Reinhardt, DVF-The- menwettbewerb 2021, Annahme. Photohandy oder Profikamera? In ihrer Randnotiz (DVF-Journal 11/21, S. 8) „Bin ich hier rich- tig?“ schreibt die DVF-Fotografin Britta Kohl-Boas,dass sie sich gar nicht traut in ihrem Fotoclub zu sagen, dass sie als Street- fotografin gerne mit dem Handy fotografiert. Na sowas! Auf unsere Frage, sind Handyfotos (im Club bzw. beiWettbewer- ben) nicht erlaubt bzw. nicht gerne gesehen oder gar verpönt, gingen aufschlußreiche Lesermeinungen ein. EineAuswahl. Hartmut Faustmann,Oberstdorf, FotofreundeWiggensbach „Ich mag keine Handyfotografen!Wie Heuschrecken sind sie überall und fressen, äh: knipsen alles: die Currywurst, den Kaiserschmarrn, sie laufen durchs Museum, ohne Bilder zu betrachten, sie halten das Handy davor. Und von den Selfies mit aufgerissenen Mündern vor allen Sehenswürdigkeiten des Landes gar nicht zu re- den. Diese Selfies sind die Pervertierung der Porträt- fotografie.Das Schlimme daran ist,dass diese Knipser glauben fotografieren zu können. – Polemik Ende. In meinem Fotoclub fotografieren einige der Besten des Clubs,die umfangreiche Kamera-Ausrüstungen besit- zen, gelegentlich mit Handys und erzielen mit ihren Fotos Erfolge bei Fotowettbewerben.Warum?Weil sie es können! Sie haben Fotografieren gelernt,vor allem aber Sehen.Und sie beherrschen ihr technisches Equip- ment. Dem Motiv ist es egal, womit es abgelichtet wird. Das Prinzip ist das Gleiche:Linse,Verschluss,Sensor.Wer fotografieren kann,kann es mit jedem Gerät.Was zählt,ist allein das fertige Foto.Liebe Britta,vergiss die (meist männlichen) Pixelpeeper,die zu Bildgestaltung,Wirkung,Emotion, Aussage eines Fotos nichts zu sagen haben und deren Fotobeiträge sich auf alberne Sensorgrößendebatten beschränken und überbewerte nicht das Like-Sammeln im Internet. (Like ich dein Bild, likest du mein Bild.) Mach deine Fotos, wie es dir gefällt und so gut du kannst und such dir ein paar (wenige) Gleichgesinnte zum Austausch. Ich weiß, wovon du schreibst. Ich habe meine Schlüsse gezogen und meine Partner für die Diskussion gefunden. Fotografie als kreatives Hobby ist zu schön, um unnötige Zeit mit Albernheiten zu vergeuden.“ Klaus-Peter Selzer MFIAP, Dillingen, Fotoclub 78 Saar e.V. „Also, dieserThread ist m.E. irgendwie Blödsinn, sorry. Jeder weiss doch, dass es nicht auf die Kamera ankommt, sondern auf das Auge, um gute Bilder zu machen.Kreativitiät,Ideen,Ausdauer und Reaktionsschnelligkeit sind bei vielen Bildern das A und O. Damals gab es keine Handys,also mussten wir mit dem zurechtkom- men, was auf dem Markt war. Heute machen dieTop- Handys bessere Fotos im Sinne der Fotoqualität, als manche Kompaktkameras.Viele Bilder kann man sogar direkt im Smartphone bearbeiten.Alles geht ruckzuck, ohne viel zu überlegen.Manches hat aber mit richtiger Fotografie wenig zu tun.Ich jedoch bevorzuge meine Kamera,mit meinem Handy ruf ich nur dann um Hilfe,wenn ich nicht mehr weiter weiss ...;-)“ Steffen Klos, Freisen, DVF-Workshops &Audio-/Videopodcast „Wie wichtig ist Smartphone Fotografie allgemein und auch imDVF? Die Industrie der Smartphone Hersteller legt immer größerenWert auf gu- te Kameras in den Smartphones. Dies bleibt auch in der Fotoindustrie nicht unentdeckt.Es gibt zahlreiche Stative,Filter,aber auch Fotobücher über diesesThema.Auch die großen Bildbearbeitungsanbieter, wie Adobe, bieten einige Ihrer Programme alsApp an.Einige Fotowettbewerbe werden als Smartphonewettbewerb ausgelobt. Und wenn ich mir die Qualität eines Smartphonefotos an- schaue,stimme ich zu,dass das Smartphone als ‚immer dabei Kamera‘ hervorragend ist. Bereits seit 2 Jahren bestücke ich mit Smartphonefotos großformatige Fotoausstellungen, in der das Foto in einer Größe von 1,50 m,die längste Kante,gedruckt wird.Niemand sieht hier einen signifikanten Unterschied zu den anderen Fotos mit ähnlichen Motiven.Auf der Photopia habe ich einenWorkshop ‚Grundlagen der Smartphonefotografie‘ gegeben.DieserWorkshop wurde sehr gut ange- nommen, war sogar überbucht. Dies zeigt, dass das Interesse riesig ist und auch berechtigt. Sicherlich kann man nicht alles mit dem Smartpho- ne fotografieren (Studiofotografie mit Blitzanlage beispielsweise, uvm.) geht nicht mit dem Smartphone. Dennoch werden viele Fotos mit dem Smartphone geschossen, die qualitativ hochwertig sind. Dadurch wird das Smartphonefoto auch für den DVF Fotografen interessant und wir werden dazu auch weiterhin einenWorkshop anbieten können.“ Peter Stächelin, DVF-Direktmitglied, Geretsried „Ich habe sowohl mit meinem günstigen Mittelklasse Smartphone von Huawei als auch mit meinem SamsungTablet Galaxy S7 schon sehr schö- ne Fotos machen können. Es lohnt nicht immer eine schwere Kamera mitzunehmen.Aber die Bedienung der Smartphones ist oft umständlicher, als ich von meiner SLR-Kamera mit APS-C-Sensor gewohnt bin, doch gerade die schnelle Umschaltung auf den Modus ‚WEIT‘ durch Aufziehen mit den Fingern zum Beispiel ermöglicht Aufnahmen die mit normalen Objektiven kaummach- bar wären. Es wäre schade, wenn Fotos mit dem Smartphone gemacht, vonWettbewerben ausgeschlossen würden.“ Harry BüngerAFIAP,DVF-Mann f.internat.Wettbew.Mühlheim/M. „Profi-Ausrüstung, Systemkamera (Spiegelreflex oder spiegellos) oder Smartphone – Porsche, Golf oder ‚Ente’ – mit allem kommt man unter- schiedlich zum Ziel.Alle haben ihre ‚Daseinsberechtigung’.Auf den mei- sten Photohandys ist eine Standard-Foto-App instal- liert, die zwar wenig persönlichen Einfluss auf die Bildgestaltung zulässt aber für einen spontanen Schnappschuss nützlich ist. Eine ‚richtige’ Kamera- Ausrüstung der modernen Generation schafft – ohne Frage – einen absolut größerenAktionsradius für die Bildgestaltung und kreative Bildbeeinflussung.“ Heinz Günter Lehmann, DVF-Fotograf, Photoclub Lünen „Photohandy, ja oder Nein?Was für eine blöde Frage. Fotografen die ambitioniert ihrer künstlerischen Ausdrucksweise nachgehen nutzen moderne digitale Kamerasysteme mit knochenschar- fen Linsen und Innovationen.Fotografen oder Juroren aber die das technischeAufnahmegerät in denVorder- grund stellen und das Ergebnis (Foto) danach bewer- ten, sollten in die Dunkelkammer verschwinden. Das Foto alsAusdrucks- und Kommunikationsmittel zählt, nicht das Gerät oder die Bildbearbeitungssoftware.“ MEINUNGEN

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