DVF-Journal 09/2021

Seite 8 DVF-journal 9 | 2021 Ist das Einzelbild tot? Lebt die Fotoserie? DVF-Fotografen machen starke Einzelbilder,räumen damit höchste Prei- se und Edelmetall ab oder machen inhaltsvolle Fotoserien die inAusstel- lungen, Büchern und u.a. in Portfolios im DVF-Journal Beachtung finden. Gekröntes Einzelbild oder konzeptionelle Fotoserie?Was ist derWeg für Hobbyfotografen, was sollte das Ziel sein, was sagen Hobbyfotografen, was der Profi.Ist derWeg das Ziel?Vielleicht geht derWeg zur Fotoserie über das Einzelbild oder umgekehrt? Das DVF-Journal hat nachgefragt. Orion Dahlmann, Berufsfotograf,Düsseldorf Von Amateurfotografen habe ich viele richtig gute beeindruckende Einzelbilder gesehen. Oft spielte dabei der Zufall eine Rolle.Bei einem Profi muss bei einer auftragsgebundenen Fotoproduktion alles auf den Punkt sitzen und das meist unter Zeitdruck. Ich finde, derAmateur hat die wunderbare Freiheit und nötige Zeit für seine Bilder und kann sich einThema nach seinem Geschmack auswählen, das er jedoch konsequent durch- dacht in außergewöhnliche individuelle Aufnahmen mit ganz eigenen Ideen umsetzen sollte – als hinreissende Einzelfotos oder als ausdrucks- starke geschlossene Fotoserie mit oder ohneTextbegleitung. Susanne Jung MDVF MFIAP,Oberkirchen/Freisen Fotoserie vs.Einzelbild? Da muss ich nicht überlegen – ganz klar liegt bei mir die Fotoserie vorne.Ich sehe eine Fotoserie als wunderbare Möglichkeit, sich in- tensiver mit einemThema zu beschäftigen.Selten ist bei mir zuerst dasThema da, eher ergibt es sich oft zufällig nach Fertigstellung eines Fotos. Eine Fotose- rie anzugehen hat auch etwas mit Entschleunigung zu tun.Ich habe Zeit,mich auf die Bilder einzulassen.Was will ich zeigen? Mit welcher Bearbeitung kann ich meine Sicht unterstützen? Das macht Fotografie für mich reizvoll und spannend, kreativ und individuell. Norbert Senser EFIAP, Inning am Holz, Fotoclub Erding e.V. Ich mache mir natürlich auch immer mal meine Ge- danken zu diesemThema.Mein Ziel ist immer noch, ein Einzelbild so hinzubekommen, wie ich es haben will und wie es unter Umständen auch beiWettbe- werben erfolgreich sein kann. Man kann zum Bei- spiel aus meinem erfolgreichen Bild „Vergleich“ (siehe Abbildung oben auf dieser Seite) auch eine konzeptionelle Serie entwickeln.Das ist in diesem Fall schon geschehen, siehe das Buch „Zufälle im Museum“ von Stefan Draschan oder „Die Kunst des Augenblicks: Begegnungen im Museum“ von Filip Haag. Die künstlerische Herausforderung besteht für uns DVF-Fotografen nicht nur darin,mehrere gute Bilder zu einemThema zu schaffen, sondern sie auch als Serie zu präsentieren.Welches Format,welche Größen,welchen gemeinsamen Look wähle ich für die Einzelbilder.WelchesTableau kann ich nehmen, welche Hintergrundfarbe usw. Das Gesamtkonzept der Präsentation einer Serie erfordert durchaus ein hohes graphischesVer- ständnis. Eine künstlerische Zufriedenheit kann sich bei Fotoserien nur einstellen, wenn man auf die oben genannten Fragen passendeAntwor- ten gefunden hat (ist mir bisher noch nicht gelungen...). Lesermei nung Bruno Neurath-Wilson, Fotograf/Filmer, Köln Einzelbild und/oder Serie:Bitte in der Kreativität nie ein „entweder/oder“. Das ist schon gedanklich eine Beschränkung – und damit nicht kreativ. Deshalb immer nur „und“. Fotografisches Können zeigt sich primär im Einzelbild,wenn es gelingt, den „entschei- dendenAugenblick“ einzufangen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und zur richtigen Zeit ausgelöst. Aber manche Sachverhalte sind einfach vielfältig und komplex und ver- langen geradezu nach einer Serie.Dies gilt wahrscheinlich besonders für sozialeThemen oder wenn eine Entwicklung in der Zeit dargestellt wer- den soll. Deshalb meine ich: Die Darstellungsform muss zum Thema passen – und auch darin zeigt sich fotografisches Können. Uwe Keller, Fotoclub Lichtbildnergruppe Esslingen Einzelbilder oder Fotothemen/-serien,das kann man nicht mit ja/nein beantworten. Da gibt es viele Zwi- schentöne. Es ist eine Frage der eigenenVorlieben. Tiefgründiger finde ich es an Fotothemen oder Fo- toserien zu arbeiten,weil man hier mit mehr Bildern etwas ausdrücken kann,das mit einem einzelnen Bild meist nicht leistbar ist. Unser Fotoclub präsentiert sich am liebsten über konzeptionelle Ausstellungen. Und zwar mit the- matisch zusammenhängenden Bildstrecken, die letztlich ein stimmiges Gesamtwerk ergeben sollen. Das sind oft Themen an denen man sich über einen längeren Zeitraum „festbeißen“. Eine Best-of-Ausstellung als Ansammlung von Spitzenbildern,bei denen Makro-Bienen mitArchitek- tur konkurrieren, hat für mich eher wenig Substanz außer dass es halt schöne Bilder sind. Das Einzelbild hat ganz klar seinen Stellenwert, als überragendes Exponat an derWand oder ganz besonders in derWett- bewerbsfotografie.Wer allerdings erlebt,dass herausragende Medaillen- bilder aus dem einenWettbewerb im nächsten nicht mal angenommen werden, dem kommt schnell der Begriff Glücksspiel in den Sinn. Das DVF-Journal greift mit seinen Lesern monatlich „Foto“-Nach- denkliches auf, möchte klären helfen und Meinungen anstossen – IhreAnsicht zum heutigenThema an: presse@dvf-fotografie.de Astreines Einzelfoto: Der Schnappschuss „Vergleich“ von Norbert Senser entstand eher zufällig in der Ausstellung „Vanitas Contemporary“ im „Glas- palast“ Augsburg und war bereits mehrfach erfolgreich u.a. bei der Ober- bayerischen Fotomeisterschaft 2020, stand im Mittelpunkt der Vorstellung des Fotografen des Monats in der PHOTOGRAPHIE 5-6/21 und wurde mit einer Medaille bei der DFM 2021 zum Thema „Menschen“ gekrönt (DFM Beitrag Seite 24). Siehe auch Kommentar des Autors.

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