DVF-Journal 1-2/2020

Seite 10 DVF-journal 1-2 | 2020 Geht doch...! „‚Frische Bilder‘ waren gesucht beim DVF-Sonderfotowettbewerb (DVF-Journal 11/19, S. 12), und die Einsender waren wie entfesselt von dem Zwang die selbst auferlegte DVF-Wettbewerbsästhetik zu bedie- nen,die nach meinerAnsicht bei der kürzlich gezeig- ten Ausstellung der DFM doch überdeutlich zu er- kennen war.Man konnte den Eindruck gewinnen,die sauber bearbeiteten,jedoch oft etwas steril wirken- den, Bilder alle bereits zu kennen. Bevor die Jury bei dem Frische-Bilder-Wettbewerb zusammenkam, hatte ich Gelegenheit, einen Blick auf einenTeil der Einsendungen zu werfen.Welche Überraschung: Da sieht man freche gewagte Perspektiven, radikale Regelbrüche, experimentelle Compo- sings, die Reduktion auf Minimales, witziges Spielen mit bekannten Mo- tiven und endlich mal wieder: gelungene Schnappschüsse. Über solche ‚frische‘ Einsendungen kann man sich alsVeranstalter und Juror richtig freuen.Und so solltenWettbewerbe ablaufen.Wie im DVF-Journal schon häufig gefordert wurde: Lasst uns die Siegerfotos von gestern beim Fotografieren vergessen.Die besten Chancen hat ein Bild, das der Juror noch nie vorher gese- hen hat.Wie man sehen konnte: Geht doch. Die hier gezeigten Bil- der haben nichts mit der Platzierung beim Wettbewerb zu tun,sie dienen nur der Illustra- tion und sollen dieViel- falt der Motive zeigen. Die von der Jury ausge- wählten Siegerarbeiten werden imDVF-Journal 3/20 (erscheint ab dem 3.2.20) vorgestellt.“ Hartmut Faustmann DVF Beispiele aus den Einsendungen: (oben) von Ute Scherhag, (unten) von Ralph Gräf. Frische Ideen? So! „Frische Bilder und wie sie entstehen“,dazu haben wir den 1.Vize und FIAP Mann des DVFWolfgangWiesen MFIAP MDVF DGPh gefragt: „Ihnen gehen die Ideen für das Fotografieren aus, denn es ist doch so- wieso schon alles fotografiert?Wer so denkt liegt völlig falsch,denn genau so wie Motive und Ideen in anderen Bereichen kreativerArbeit nie aus- geschöpft sind,gibt es auch für uns Fotoschaffende weiterhin eine unend- licheVielfalt neue und bisher nicht geseheneWerke zu erarbeiten. Ja,Arbeit ist es schon, denn gute Er- gebnisse fallen einem selten in den Schoß.Viele Fo- tografen haben eine Bildidee schon im Kopf bevor sie an die Umsetzung gehen, andere lassen sich von dem Gesehenen inspirieren und es entsteht erst dann eine Bildidee. Ich persönlich ordne mich eher letzterer Gruppe zu. Mein fotografisches Auge ist über Jahrzehnte trai- niert und ich bin manchmal selbst verblüfft,welche ungewöhnlichen Mo- tive entdeckt werden. Einzig und allein braucht man dazu Zeit und Lust für eine Fototour. Die Location ist nicht primär wichtig, aber in einer inspirierenden unbekannten Umgebung besteht natürlich eine größere Chance für gute Ergebnisse. Es kann aber auch durchaus kein zufrieden- stellendes Bild dabei herauskommen und der größte Fehler den man dann machen kann ist zu resignieren. Bleiben Sie standhaft und glauben Sie an sich. Kein Meister fällt vom Himmel und alles will trainiert sein. Natürlich kann man sich auch Unterstützung bei Kolleginnen und Kolle- gen im Fotoclub oder auch aufWorkshops holen.Für die eigene Entwick- lung nahezu wertlos sind allerdingsVeranstaltungen, bei denen alle Bild- details vorgegeben werden und man nur noch den Auslöser betätigen muss. Das ist keine eigene Arbeit mehr und man sollte sich deswegen nicht damit zufrieden geben und solche Bilder schon gar nicht zuWett- bewerben einreichen.Ebenso langweilig erscheint es mir siegreiche Bilder auf irgendeineWeise zu kopieren und immer wieder tausendfach Gese- henes zu wiederholen. Bleiben Sie sich also selber treu und gehen Sie kontinuierlich Ihren eigenenWeg.Messen Sie sich mit anderen und haben Sie keineAngst vor der Konkurrenz.Sind IhreWerke gut genug,stellt sich mit der Zeit ganz von selbst auch der Erfolg ein. Es gilt nach wie vor der bekannteWerbeslogan von LEICA:Wer sehen kann, kann auch fotogra- fieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern.“ WolfgangWiesen MFIAP MDVF DGPh KOMMENTAR Und Erfolgsfotograf Klaus-Peter Selzer MFIAP schreibt zumThema: „Frische Bilder – ein schwierigesThema. Es gibt ja fast kein Motiv mehr, das nicht irgendwer,irgendwie,irgendwo schon fotografiert hat.Jetzt bin ich da aber auch der Letzte,der sich frei macht,selbst immer nur frische Bilder zu produzieren.Wer das tut, den möchte ich sehen. Man lässt sich doch manchmal auch von Bil- dern, Sehweisen und Ausführungen inspirieren, die man überall sieht bzw. die einem in allen Medien begegnen.Das finde ich persönlich auch legitim,wenn man seine eigene Handschrift erkennen lässt und nicht im Sinne der Plagiatsdefinition handelt. Nun denke ich jedoch, dass wir das alles nicht allzu eng sehen sollen. Es ist unser Hobby, unsere Leidenschaft. Und ich bin hier natürlich auch etwas in der Zwickmühle, wenn es darum geht, immer wieder frische Bilder zu liefern. Denn zu jedem Siegerbild bei einem Wettbewerb gibt es mit Sicherheit schon zig ähnliche Bilder. Man sollte einfach versuchen, eine neue Sehweise,Technik oder Bildgestaltung aus- zuprobieren, um auch ‚schon mal gesehene Bilder‘ wieder in frischem Licht errscheinen zu lassen. Hat man natürlich die Möglichkeit, etwas noch nie Dagewesenes zu fotografieren, dann sollte man es einfach mal damit versuchen, was immer das auch sein mag :-)“ Klaus-Peter Selzer EMDVF/s MFIAP MEINUNGEN Einsendung zum Sonderfotowettbewerb „Frische Bilder“ von Peter Ernszt. Ihre Meinung bitte an die Redaktion: presse@dvf-fotografie.de

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