DVF-Journal 09/2018

Seite 23 DVF-journal 9 | 2018 „Sind unsere ehrenamtlich tätigenVerbandsmitglieder ‚Pappnasen‘? Si- cherlich nicht, aber warum stelle ich diese Frage überhaupt? Es hat an- lässlich der Jurierung der DFM wieder einmal einige Mitglieder gegeben, die allemAnschein nach mit dem D-Zug durch die Kinderstube gefahren sind.Nicht etwa,dass es bei der JurierungVorfälle gegeben hätte,welche bei dem ein oder anderen zu vielleicht nachvollziehbaren Emotionsaus- brüchen hätten führen können; nein, da wird vielmehr von einem Mit- glied nur etwas nicht verstanden, und anstatt in sachlicher Form erst einmal den Sachverhalt aufzuklären und zu analysieren, wird zunächst einmal in beleidigenderWeise gegen diejenigen geschossen, die sich in ihrer Freizeit in vorbildlicherWeise und unentgeltlich für denVerband einsetzen.Diese müssen sich dann gefallen lassen,u.a.grundlos als ‚Papp- nasen‘ bezeichnet zu werden. Besonders abwegig ist jedoch ein persön- licherAngriff, wenn er – wie ebenfalls geschehen – deshalb erfolgt, weil ein Mitglied meint, nur weil er bei einem vorangegangenenWettbewerb erfolgreich war, müsse er auch den nächstenWettbewerb gewinnen, ganz so, als habe er ein Abonnement aufWettbewerbssiege erworben, und deshalb zunächst einmal die Juroren und dieVerantwortlichen für die Jurierung beschimpft und persönlich verunglimpft,weil er denWett- bewerb nicht gewonnen hat. Zu Recht fragt man sich in solchen Situa- tionen:Was soll denn das jetzt, gehts eigentlich noch? Ich hatte bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass unserVerband nur dann bestehen und arbeiten kann, wenn es genügend Mitglieder gibt, die bereit sind, Ehrenämter zu übernehmen.Wenn diese Mitglieder dann aber in der Ausübung ihrer Tätigkeit persönlich beleidigt und beschimpft werden, muss sich niemand wundern,wenn wir bald für die Ehrenämter nieman- den mehr finden. Denn keiner muss sich in einer solchen Funktion be- schimpfen und beleidigen lassen. Natürlich weiß die große Masse unse- rer Mitglieder sich korrekt zu verhalten und Streitfälle sachlich zu lösen; seitens der Verbandsführung ist sachliche Kritik auch ausdrücklich je- derzeit erwünscht und willkommen.Aber es reichen stets einige weni- ge, die sich zu persönlichenVerunglimpfungen undVerletzungen hinrei- ßen lassen,um dieVerantwortlichen an der Sinnhaftigkeit ihres Ehrenamt ernsthaft zweifeln zu lassen, auch wenn später, leider oft auch nur halb- herzig, eine Entschuldigung folgt, dieVerletzung jedenfalls hat stattgefun- den und ihreWirkung gezeigt.Muss es denn wirklich dazu kommen,dass wir im Präsidium über Ermahnungen und ggf. sogar über weitere Kon- sequenzen wegen verbandsschädigendemVerhalten nachdenken müs- sen? Das wäre zwar zweifellos überhaupt nicht das, was wir möchten, aber anders lässt sich das Problem offenbar nicht lösen, da wiederholte Appelle zur Sachlichkeit und Fairness bislang erkennbar bei einigen nicht angekommen sind. Oder sollte es am Ende auch den wenigen, auf Kra- wall gebürsteten Mitgliedern doch gelingen, sich ausschließlich auf rein sachlicher Ebene auseinandersetzen,und zwar auch dann,wenn tatsäch- lich in einer Situation einmal Fehler gemacht worden sein sollten, über die sich der ein oder andere vielleicht zu Recht aufregen mag. Unsere ehrenamtlichen Mitglieder sind folglich absolut keine Pappnasen,sondern eifrige Helfer, die unserVerband braucht, und denen allen ich an dieser Stelle für ihre Leistungen ausdrücklich danken möchte.“ Wolfgang Rau, Präsident des DVF Sind ehrenamtlich tätige Mitglieder Pappnasen? UNMOEGLICH „Es ist ein sensationelles Naturfoto. Ein ausgewachsener Ameisenbär schleckt vor nächtlichem SternenhimmelTermiten aus einem meterho- hen Hügel,welcher durch die Biolumineszenz von Leuchtinsekten erhellt wird. Ein Traummotiv, gefunden und aufgenommen in einem National- park in Brasilien.Mit diesem Foto ‚Futtersuche mit Beleuchtung‘ wurde der Fotograf Marcio Cabral aus Brasilien 2017All-OverWinner ver- bunden mit einer DVF-Goldmedaille beim 19. Internationalen Naturfoto-Wettbewerb ‚Glanz- lichter 2017‘ und im gleichen Jahr Sieger in der Kategorie ‚Tiere in ihrer Umwelt‘ beim hoch- dotierten Wildlife Photographer of the Year Award (WPY),welcher jedes Jahr vom Londo- ner Natural History Museum verliehen wird.Aufmerksame Betrachter wiesen dieVerantwortlichen desWettbewerbs darauf hin, dass sich im Besucherzentrum des Naturparks ein ausgestopfterAmeisenbär befin- det,der dem Exemplar im Bild zumVerwechseln ähnlich ist.Und tatsäch- lich konnten nun Fachleute unabhängig voneinander bestätigen,dass der Bildautor offenbar genau dieses Exponat zur Komposition seines Fotos verwendet hat.Obwohl der Fotograf jegliche Schuld von sich weist und eine aberwitzige Geschichte um die Aufnahmesituation strickt, wurde ihm in beiden Fällen der Preis aberkannt. Selbst eine Fachjury war in diesem Fall überfordert und auch dieAnforderung der RAW-Datei führ- te nicht zum Ziel, denn der Fotograf behauptete, nur eine einzige Auf- nahme gemacht zu haben und der Ameisenbär sei wieder in einer tau- sendstel Sekunde in der Savanne verschwunden. Schade, denn jeder Fotograf hätte in einer solchen Situation den Finger nicht vomAuslöser gelassen und sicherlich zigAufnahmen gemacht. Leider kommen solche Fälle bei Fotowettbewerben weltweit immer häufiger vor und die FIAP hat in der Zwischenzeit Regularien und Sanktionen für die Nichteinhal- tung entsprechenderWettbewerbsregeln eingeführt.Auch im DVF soll- ten wir einen entsprechenden Passus in unsere Ausschreibungen für Wettbewerbe aufnehmen. Ich schlage vor, dass wir in der Zukunft dazu berechtigt sein sollten, in Zweifelsfällen nach dem Schema 1234.RAW, 1235.RAW und 1236.RAW die Original-Datei und dieAufnahmen davor und danach anzufordern, um Unstimmigkeiten möglichst zweifelsfrei abklären zu können. Diese Datei kann natürlich auch Ausgangsbild für eine durchgeführte Bildbearbeitung sein. Sollte dieser Nachweis nicht erbracht werden, erfolgt eine Disqualifikation mitAberkennung erlang- ter Punkte und die Rückforderung evtl. verliehener Preise sowie ein Ausschluss von weiteren DVF-Wettbewerben.“ WolfgangWiesen, 1.Vizepräsident des DVF Die Sache mit... ...demAmeisenbär Die „Futtersuche mit Beleuchtung“ von Marcio Cabral, Brasili- en, gewann bei den „Glanzlichtern 2017“ eine DVF-Goldmedaille und war das Siegerbild beim WPY. Beide Prei- se wurden dem Foto- grafen aberkannt. ANGEMERKT

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