DVF-Journal 7-8/2018

Leserthema: Läßt sich mit Bildern Geld verdienen oder nicht? Hallo Herr Staufer, Sie sind GF der BildagenturWestend61.Worum gehts bei Bildagenturen überhaupt genau? Bei Bildagenturen geht es darum,dass sie Bilder lizensieren. EineWerbeagentur braucht z.B. ein Bild für ein Plakat und erwirbt bei der Bildagen- tur das Recht, das Bild für einen Zeitraum zu nutzen. Dafür bezahlt sie eine Lizenzgebühr. Die Schwerpunkte mei- ner Agentur liegen in der People- & Lifestyle- fotografie wie man sie gerne auf den Werbe- materialien von Banken oderVersicherungen sieht. Es gibt aber für fast alleThemen Agenturen. Manche verkaufen nur Tierbilder, andere Reisebilder oder nur Astro- nomiebilder. Die Kunden sind Zeitungs-, Zeit- schriften- und Buchverlage,Werbeagenturen und Marketingabteilungen von Unternehmen. Mit welchen Fotografen arbeiten Sie? Mit denen,die sich von unserem Kreativdepart- ment beraten lassen und die monatlich eine stabile Menge liefern, z.B. 200 oder 300 Bilder. Da wir vor allem an Lifestylebildern interessiert sind und solche Fotoproduktionen recht auf- wendig sind, können das oft nur Profis leisten, die sich auf Stockfotografie spezialisiert haben. Allerdings haben wir auch Profis an Bord, die nicht davon leben müssen.Die liefern zwar we- niger,aber auch regelmäßig.Die Regelmäßigkeit ist wichtig in diesem Geschäft, denn monatlich kommen Millionen neuer Bilder in den Markt und die verdrängen schnell die älteren.Wie wir ja vonAmazon & Co. wissen: Ranking ist alles. Kommen Hobbyfotografen infrage? Wir arbeiten auch mit Hobbyfotografen und semiprofessionellen Fotografen zusammen.Wir haben vor Jahren viele Semiprofis aus Spanien aufgenommen, die ganz tolle Bilder mit Leuten aus ihren Freundeskreis in einer sehr moder- nen Bildsprache geschossen haben. 35 oder 50mm-Festbrennweite, available light, schöne Gesichter, eine gute Kombi.Wir unterstützen sie tatkräftig. Unsere Kreativdirektion gibt alle zwei Monate ein PDF-Magazin heraus, das die relevantenThemen beschreibt und sie berät die Fotografen bei Bedarf persönlich.Auch manche Hobbyfotografen mit tollen Reisebildern sind bei uns, das ist aber eine Minderheit.Man kann mit der Reisefotografie nicht mehr viel verdie- nen, zum anderen ist es nicht unser Schwerpunkt. Es gibt aber genügend Agenturen, die mit Hobbyfotografen arbeiten.Wenn also ein Fotograf ein bisschen Geld nebenbei mit seinem Hob- by verdienen will, soll er die Bil- der einerAgentur geben,bei der er an der Lizensierung durch Endkunden beteiligt wird, nicht Agenturen, die die Bilder ver- schenken. Diese Agenturen nut- Immer wieder kommt die Frage bei Hobbyfotografen auf,„lohnt es sich, seine Bilder über eine Bildagentur vermarkten zu lassen?“. So man- cher hegt denWunsch mit seinen Fotos Geld zu verdienen, manche arbeiten längst mit Agenturen zu- sammen. Doch es ist einiges zu be- achten um dabei Erfolg zu haben. Das DVF-journal hat exklusiv einen Experten dazu gesprochen, der wichtigeTipps an die Hand gibt. zen die Unwissenheit von Fotografen aus. Sie gaukeln ihnen vor, wenn du Bilder verschenkst, werden dich Kunden entdecken und du be- kommst Aufträge. Das kommt schon mal vor bei einem von 20.000, aber ist nicht die Regel. Welche Fotomotive sind erfolgreich? Fotos mit sympathisch aussehenden Menschen, die ein Konzept haben.Kunden kaufen Konzep- te – z.B.die Kommunikation.Ein Geschäftsmann mit einem Handy gehört zum Konzept. Bilder mit glücklichen Familien sind auch einThema. Wann lohnt sich was für Fotografen? Das ist ganz individuell. Manche müssen einen fünfstelligen Betrag im Monat erwirtschaften, weil sie für die Bilder hohe Kosten haben – Modelle, Locations und Bildbearbeiter.Andere sind mit 100 Euro zufrieden, weil sie sich dann ab und an das neue Objektiv finanzieren. Be- zahlt wird von wenigen Cent für Mini-Internet- verwendungen bis zu fünfstelligen Beträgen. Es kommt vor, dass Kunden Bilder für einen ge- wissen Zeitraum sperren lassen oder aus dem Markt herauskaufen,da fließen dann hohe Sum- men. Für unsere Fotografen ist es wichtig, mit den Erlösen ihre Produktionen finanzieren zu können.Wir haben einige Fotografen, die vier- und fünfstellige Bildmengen bei uns haben. Bitte noch dreiTipps! Erstens: Sich informieren, was die Agentur braucht. Ein Bild von einem unbekannten Dorf braucht keiner,den Eiffelturm allerdings ständig. Zweitens: Regelmäßig einliefern.Besser 1.000 Bilder auf 12 Monate verteilen statt auf einmal. Drittens: Geduld haben. Man braucht eine gewisse Bildermenge,bis regelmäßig Geld fließt. Danke für das Gespräch Eines der vielen Beispiele wofür Stockfotos (oben), hier für ein REWE Plakat (li.), für die Werbung Verwendung finden können. Foto: Boy/Westend61 Bildagenturen:Tipps aus 1.Hand Das Foto von Rainer Berg wurde für eine DEVK Werbebroschüre genutzt. Foto: Berg/Westend61 Seite 12 DVF-journal 7-8 | 2018

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